Blogreihe: Einführung in Banking IT. Teil 1
Was braucht man, um eine funktionierende IT-Landschaft für eine Bank aufzubauen? Und wie würde man eine neu gegründete Bank in das bestehende, sich drastisch ändernde digitale Wirtschaftssystem integrieren?
Dazu müssen wir uns eine fundamentale Wahrheit vergegenwärtigen: IT bildet Geschäftsprozesse ab. Dieses Diktum ist der Dreh- und Angelpunkt unserer Überlegungen.
Hinter dem Wort „Geschäftsprozess“ verbirgt sich ein kleines Universum. Letztlich läuft es aber doch auf eines hinaus: Banken wollen mit den Kunden ins Geschäft kommen, also ihnen Produkte und Dienstleistungen anbieten und verkaufen. Das fängt dann sicherlich bei den klassischen Bankprodukten wie Girokonten, Kreditkarten, Sparbüchern, Darlehen und Wertpapierdepots an. Und geht dann weiter zu Cash Management- und Treasury-Funktionen, internationalen Zahlungsabwicklungen, Corporate Finance und Investmentbanking für mittelständische Unternehmen, Großkonzerne und institutionellen Anlegern.
Bleiben wir zunächst einmal bei den einfacheren Produkten, wie dem Girokonto.
Um den Kunden ein leistungsstarkes Girokonto anzubieten, benötigt man ein Portal, über das der Kunde seine Geschäfte abwickeln kann – natürlich heutzutage am besten online und nicht per Überweisungsträger in der Filiale. Das Online-Banking-Portal gibt daher nicht nur den Kontostand in Echtzeit an, sondern verwaltet auch Überweisungen und Daueraufträge. Dabei stellt dieses Portal das sogenannte „Front-End“ zum Kunden hin dar. Im Hintergrund („Back-End“) laufen dann die Transaktionssysteme, die alle vom Kunden getätigten Eingaben und Aufträge weiterverarbeiten – entweder in Echtzeit oder als Batch-Verarbeitung über Nacht. Hierbei berücksichtigt man, dass per Gesetz beleglose Zahlungen in Euro innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bereits am nächsten Tag der Empfängerbank vorliegen müssen. Aus diesem Grund wird häufig eine Echtzeitverarbeitung umgesetzt.
Gut, aber man muss ja nicht nur die Aufträge der Kunden verarbeiten, sondern auch den Vorgaben der Aufsichtsbehörden und Wirtschaftsprüfern genügen. Also braucht man zudem noch Analytische Systeme, wie z.B. ein Business Warehouse, mit dem man Auswertungen zu den Transaktionsdaten erstellen kann. Und wenn man eine wirklich schlagkräftige Bank haben will, die global mitmischen und auch komplexe Produkte anbieten kann, käme man um Softwarelösungen nicht herum, die z.B. mathematische Modellierung von Risikomodellen wie „Value at Risk“, beherrschen.
Aber warum macht man sich eigentlich den Umstand, zwischen „Front-End“- und „Back-End“-Systemen zu unterscheiden?
Nun, der Grund für diese Teilung ist folgender: das, was der Kunde an Informationen braucht und sehen möchte und das, woran die Bank interessiert ist und „hinter den Kulissen“ wissen muss, sind zwei verschiedene Sachen.
Der Kunde interessiert sich vereinfacht gesagt für seine Kontoumsätze – er stellt sich Fragen wie: „Ist die Miete diesen Monat schon abgebucht worden? Wie viel Geld ist noch auf meinem Konto bevor das nächste Gehalt kommt?“
Die Bank aber verwaltet zigtausende oder mehr Einzelkonten – ihr Augenmerk gilt daher dem Gesamtbild. Die Bank stellt sich Fragen wie: „Wie hoch ist die Gesamtsumme aller Girokontenguthaben unserer Kunden? Welchen Zinsertrag haben wir im letzten Quartal mit unseren Darlehen erwirtschaftet? Genügt unser Eigenkapital den regulatorischen Anforderungen?“
Daher verarbeiten die Transaktionssysteme, die mit dem „Front-End“ verbunden sind, die Daten auf Einzelkunden- und Kontenebenen und schicken sie in aggregierter Form an die analytischen Systeme und das Hauptbuch der Bank. Dort sind alle Geschäftsvorfälle vermerkt, aus diesem man zum Quartalsende die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung erstellt.
Da wir nun die IT-Landschaft für eine Bank kennengelernt haben, werden wir uns im zweiten Teil dieser Blogreihe mit der Integration der neu gegründeten Bank in dem volldigitalisierten Ökosystem der globalen Bankenwirtschaft auseinandersetzen. Außerdem werden wir besonders auf die Zahlungsabwicklung in Europa und weltweit eingehen, da diese viele Richtlinien erfüllen muss.
Quellen:
https://www.geldtransfer.org/eu-ueberweisung/