Erfolgsrezept Agilität – Teil 2: Vorgehensmodelle
Unsere neue Blogreihe „Erfolgsrezept Agilität“ klärt über Vorgehensmodelle, Rollen sowie die Zusammenarbeit in agilen Teams auf. In Teil 1 habt ihr bereits gelernt, was man unter Agilität versteht, wo es seinen Ursprung hat und auf welchen Werten und Prinzipien es basiert. Teil 2 unserer Blogreihe gibt einen Überblick über verschiedene agile Vorgehensmodelle und deren Funktionsweise sowie Prozesse.
Scrum
Das Projektmanagement-Framework Scrum setzt auf kurze Entwicklungszyklen (Sprints) und häufige Einbindung des Auftraggebers (Product Owner) in den Entstehungsprozess. Wie einige andere Frameworks setzt auch Scrum auf ein iteratives und inkrementelles Vorgehen. Es werden Anforderungen gesammelt, priorisiert und der Reihenfolge nach in den zeitlich festgelegten Sprints abgearbeitet. Das Ergebnis, das sogenannte Inkrement, wird in Sprint Review Meetings bewertet und die Arbeitsweise im Team gegebenenfalls angepasst. In täglichen Meetings, den Daily Scrums, bespricht das Entwicklerteam die geplanten Aufgaben, Fortschritte und Herausforderungen. Anschließend startet ein neuer Entwicklungszyklus, in dem weitere Anforderungen umgesetzt werden und das Projekt schrittweise bis hin zum Endergebnis, dem marktreifen Produkt bzw. der Dienstleistung, entwickelt wird.
Im Gegensatz zu anderen Vorgehensmodellen sieht das Scrum-Framework feste Rollen vor, durch die alle Aufgaben und Verantwortlichkeiten abgedeckt werden. Mehr zu den Rollen erfahrt ihr in Teil 3 unserer Blogreihe.
- Product Owner: Auftraggeber/Kunde, gibt Anforderungen vor
- Scrum Master: Moderierende und organisatorische Funktion, verantwortlich für Einhaltung der agilen Arbeitsweise
- Entwicklerteam: bearbeitet selbständig die Anforderungen aus dem Backlog und entwickelt das Produkt
Neben den Rollen sind auch verschiedene Events vorgesehen, die für den Projekterfolg von besonderer Bedeutung sind:
- Sprint Planning: Product Owner plant gemeinsam mit den Entwicklern den Inhalt und Ablauf eines Sprints
- Daily Scrum: tägliche, kurze Abstimmung innerhalb des Entwicklerteams zu aktuellen Fortschritten und Herausforderungen
- Sprint Review: dient der Überprüfung des Erfolgs eines Sprints
- Sprint Retrospektive: identifizieren von Verbesserungspotentialen für den nächsten Sprint
Kanban
Bei Kanban liegt der Fokus auf der schrittweisen Abarbeitung der Aufgaben. Hierzu wird ein sogenanntes Kanban Board (z.B. Tafel, Post-Its oder Whiteboard) genutzt. Dort wird die Abarbeitung aller einzelnen Arbeitsschritte durch verschiedene Spalten visualisiert:
- To Do: offene Aufgaben, die noch nicht in Bearbeitung sind
- In Progress: Aufgaben, die sich in der Bearbeitung befinden
- Done: Erledigte Aufgaben
Die offenen, unbearbeiteten Aufgaben werden in der Spalte „To Do“ gesammelt. Sobald die Bearbeitung einer Task startet, verschiebt der Bearbeiter die Aufgabe in die Spalte „In Progress“ und bei Abschluss der Bearbeitung zu „Done“. Der Aufbau und die Spalten können frei gewählt werden. So ist es denkbar, weitere Spalten aufzunehmen wie z.B. „Wartet auf Kunde“ oder „Verworfen“.
Durch die übersichtliche, für jeden verständliche Darstellung hilft Kanban dabei, den Überblick zu behalten. Ein Vorgesetzter kann jederzeit einsehen, woran seine Mitarbeiter arbeiten. Außerdem können Aufgabenstaus sofort identifiziert und entsprechend darauf reagiert werden.
Scrumban
Scrumban ist ein hybrider Mix aus Scrum und Kanban, wobei die Vorteile aus beiden Welten vereint werden sollen. Oft gestaltet sich die Einführung von Scrum in Unternehmen als herausfordernd, da viele Mitarbeiter und auch das Management noch zu sehr in den Denkweisen des traditionellen Projektmanagements verhaftet sind. Eine agile Arbeitsweise erfordert jedoch einen Bewusstseinswandel. Scrumban ermöglicht eine einfachere Umstellung, da es die vorgegebenen Elemente von Scrum mit den Möglichkeiten zur Prozessoptimierung von Kanban verbindet.
Scrumban ist weniger festgelegt als Scrum selbst. So gibt es nicht unbedingt nur einen Product Owner und auch das Entwicklerteam kann bedarfsgerecht planen und ist nicht an feste Planungszeiten gebunden. Außerdem ist der zeitliche Rahmen von Sprints nicht auf eine bis vier Wochen begrenzt.
Lean Management
Beim Lean Management liegt der Fokus auf einer kontinuierlichen Prozessoptimierung, konsequentem Weglassen von Überflüssigem und der Vermeidung von Verschwendung. Sämtliche Prozesse sollen einfach und schlank – eben lean – werden. Die Wertschöpfung für den Kunden und auch das Unternehmen an sich steht im Mittelpunkt. Alle Prozesse und Abläufe werden so aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und entsprechend überarbeitet. Dabei soll Verschwendung grundsätzlich vermieden werden.
Lean kennt fünf grundlegende Management-Prinzipien:
- Wert identifizieren: Was möchte das Unternehmen tun? Wo ist der Mehrwert?
- Wertströme analysieren: Komplettanalyse des Unternehmensworkflows, wo wird der Wert generiert? Welche Teile des Workflows schaffen keinen Wert?
- Fortlaufenden Workflow erstellen: Probleme/Blockaden erkennen und beseitigen
- Pull-Prinzip einführen: Arbeit an Dienstleistung / Produkt nur bei Bedarf, Optimierung der Ressourcenkapazität
- Kontinuierliche Verbesserung: Durchgehende Analyse und Verbesserung von den 4 vorhergehenden Schritten, z.B. über ein tägliches Stand-Up Meeting
Werden diese Prinzipien konsequent verfolgt, so gelingt die Optimierung der Prozesse und Ressourcen. Außerdem wird eine höhere Stabilität der Organisation erreicht. Damit bringt Lean Management den gewünschten Mehrwert für den Kunden bzw. das Unternehmen. Der Kunde steht im Mittelpunkt und alle Mitarbeiter tragen gemeinsam zu den kontinuierlichen Verbesserungen bei.
In Teil 3 unserer Blogreihe „Erfolgsrezept Agilität“ erfahrt ihr mehr über die Rollen in einem Scrum Team.
Quellen:
https://www.apm.org.uk/resources/find-a-resource/agile-project-management/
https://www.projektmagazin.de/glossarterm/agiles-projektmanagement
http://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html
https://www.projektmagazin.de/glossarterm/sprint-scrum
https://www.projektmagazin.de/glossarterm/scrum
https://zenkit.com/de/blog/ein-einblick-in-die-agilen-methoden/
https://magazin.weka-elearning.de/agiles-projektmanagement
https://kanbantool.com/de/scrumban-kanban-und-scrum
https://kanbanize.com/de/lean-management-de/was-ist-lean-management