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Steht im Anforderungsmanagement ein Generationenwechsel bevor? Teil 2

Steht im Anforderungsmanagement ein Generationenwechsel bevor? Teil 2

5. Juli 2019Tags: Keine Kommentare Oxana Martevaia

Im ersten Teil dieser Blogreihe haben wir viele Fragen gestellt: Ist das Requirements Engineering wirklich auf dem absteigenden Ast? Ist es ein festgeschriebenes Gesetz, dass agile Vorgehen das Anforderungsmanagement ablösen wird? Werden Wasserfallprojekte den Abfluss heruntergelassen? Jetzt versuchen wir diese Fragen zu beantworten.

Im agilen Manifest wird zwar hervorgehoben, dass man Kundenkontakt und Funktionalität einer ausgiebigen Dokumentation vorzieht, diese aber weiterhin wichtig ist. Es ist also schon den Gründervätern der agilen Vorgehensweisen bewusst gewesen, dass das Anforderungsmanagement nicht zu verwerfen ist. Sie findet nun anstatt in Lasten- und Pflichtenheften ihre Existenzform in User-Stories, Story Boards, Backlog Items und Prototypen. Die lebendige Anforderung lebt im Produktlebenszyklus weiter, ob agil oder klassisch. Sie ist der Grundpfeiler des Verständnisses zwischen dem Kunden und der Entwicklungsabteilung.

„Hingegen des aktuellen Trends arbeiten in meinen Kundenprojekten alle Entwicklerteams im klassischen V-Modell. Die Dokumentation findet in der Konzeptionsphase in klassischen Lasten- und Pflichtenheften statt. Begründet wird dies auf der eher langfristigen Arbeit am Backend System. Es wird keine grafische Oberfläche für einen Endbenutzer zur Verfügung gestellt, welche eine regelmäßige Adaptierung benötigt,“ – sagt unser Experte Oliver Schnurr.

Selbstverständlich wird auch in der klassischen Vorgehensweise der regelmäßige Kontakt zum Kunden gesucht. Während der Konzeptionsphase wird dynamisch mit dem Kunden eine Idee ausgearbeitet, die zur Lösung seiner Wünsche führt. Der große Unterschied zur agilen Vorgehensweise ist, dass sich der Kunde am Ende der Konzeptionsphase zu einer Entscheidung bekennt. Diese wird während der Entwicklungsphase umgesetzt und nur in gravierenden Fällen durch ein Change Request angepasst.

Der große Vorteil dieser dokumentenzentrierten Vorgehensweise ist die spätere Möglichkeit zur Einarbeitung in die Materie. Ob Service Anfragen, detaillierte Schnittstellenbeschreibungen oder neue Mitarbeiter einen Einblick benötigen; die zur Projektdauer aufwendigen Dokumente, erleichtern im Nachgang viele Prozesse für das Unternehmen. Oliver Schnurr: Erst in der vergangenen Woche konnte ein schwerwiegender Service-Vorfall durch die ausgiebige Dokumentation der Schnittstellen eines Pflichtenhefts zeitnah bereinigt werden. Für mich stellt dies eine klare Daseinsberechtigung des RE dar und ich bin gespannt, in welcher Form es sich in den kommenden Jahren behaupten wird.

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