Steht im Anforderungsmanagement ein Generationenwechsel bevor?
Die durch die Digitalisierung getriebene Modernisierung der Vorgehensweise in der Softwareentwicklung führte zu agilen Vorgehen wie SCRUM oder XP (Extreme Programming). In diesen Fällen spielt dadurch aber das klassische Anforderungsmanagement eine untergeordnete Rolle. Das Requirements Engineering (RE) wird von vielen als Dinosaurier prähistorischer Wasserfallprojekte angesehen. Die auf Dokumente fokussierte Disziplin sei ein starres Gebilde, das unnötig viele Ressourcen verschlingt.
Aber ist das Requirements Engineering wirklich auf dem absteigenden Ast? Ist es ein festgeschriebenes Gesetz, dass agile Vorgehen das Anforderungsmanagement ablösen wird? Werden Wasserfallprojekte den Abfluss heruntergelassen?
Vorab sollte der Frage nachgegangen werden, ob agile Vorgehen wirklich das Ende des RE sind oder sie dieses nur zu einer Anpassung nach darwinistischen Grundsätzen zwingen. Ein wichtiger Grund für den Trend zur agilen Softwareentwicklung ist die Veränderung der Systeme selbst. Der Wechsel von komplizierten hin zu komplexen Systemen führt zu unvorhersehbaren Ereignissen und Anforderungen. Die Vernetzung vieler Systeme resultiert in einer Anhäufung von Rückkopplungseffekten, die immer schwieriger zu überschauen sind. Dafür wird eine Vorgehensweise gewünscht, die schnell und flexibel auf solche unvorhersehbaren Ereignisse reagieren kann. Aber führt dieser Wunsch zwingend zur Abschaffung des RE?
Zusammen mit unserem Experten in diesem Bereich, Oliver Schnurr, versuchen wir diese Frage im nächsten Teil dieser Blogreihe zu beantworten.