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Wie wird man eigentlich SAP-Berater bei einer großen deutschen Bank? – Teil 1

Wie wird man eigentlich SAP-Berater bei einer großen deutschen Bank? – Teil 1

23. Oktober 2014Tags: Keine Kommentare Simon Krüger

Ein Erfahrungsbericht von Daniel Schäfer

Schulungs-/ Ausbildungsprogramm „Grundlagen der Bankbetriebswirtschaft“ und „Grundlagen SAP ERP“ bei der Talentschmiede

Chancen wie diese bieten sich wohl nur einmal im Leben eines Hochschulabsolventen: eine große deutsche Bank entschließt sich, die Prozesse im Privatkundenbereich auf Standardsoftware (SAP) umzustellen – eine gewaltige Unternehmung mit ehrgeizigen Zielen, in deren Zuge auch gleich die nächste Generation von IT-Fachkräften an Bord geholt und ausgebildet werden soll.

Der nicht geringen Herausforderung, als Einzelperson einem global agierenden Großkonzern gegenüber zu treten und Teil der komplexen Maschinerie eben jenes Konzerns zu werden, lässt sich umso besser begegnen, geht man sie in der Umgebung einer relativ kleinen (IT-)Unternehmensberatung an – dies ist das Modell „Talentschmiede“. Und um den Übergang zur Großbank zu erleichtern, hat die Talentschmiede ein umfassendes Aus- und Weiterbildungspaket geschnürt, um uns – d.h. meinen neun Kolleginnen und Kollegen und mir – das nötige Rüstzeug mitzugeben.

An meinem ersten Arbeitstag erwarten mich an meinem Arbeitsplatz ein Laptop, mehrere randvolle Aktenordner, sowie eingeschweißte Bücher zum Kreditwirtschaftswesen und zu SAP. Ich wusste ja, dass sich die Talentschmiede dem Prinzip des lebenslangen Lernens verschrieben hat – aber dass man das hier so wörtlich nehmen würde…

Ich will an dieser Stelle, soweit es mir möglich ist, offen sein: ich verstehe weder etwas von Bankbetriebswirtschaft, noch von SAP. Mein Hintergrund ist der eines Physiker/Mathematiker-Hybrids. Ich verfüge also mithin über eine vergleichsweise stark theoretisch und konzeptionell ausgerichtete Ausbildung. Aber ich bin willens und fähig, mir diese völlig neue Materie anzueignen. Für mich, der ich gerade erst die Universität verlassen und den ersten Schritt in die „richtige“ Arbeitswelt jenseits des akademischen Elfenbeinturms gemacht habe, hat diese zwischengeschaltete Lernphase den Übergang natürlich enorm erleichtert – denn ich habe in meinem Leben bislang nicht viel mehr gemacht als zu lernen.

Vorgesehen ist eine Ausbildungsphase von drei Monaten, die unseren breit gefächerten Hintergründen, was Ausbildung und Studium angeht, Rechnung tragen soll: der erste Monat ist den Grundlagen der Bankbetriebswirtschaft gewidmet; darauf folgt ein Monat zur Einarbeitung in die grundlegenden Funktionen des SAP-Systems, sowie ein weiterer Monat der Spezialisierung für das spätere Tätigkeitsfeld beim Kunden. Der Plan, den man geschmiedet hat, ist ein ehrgeiziger: wir werden uns ein Studienwerk vornehmen, das als zweijähriger Kurs für ein Fernstudium vorgesehen ist – innerhalb der nächsten vier Wochen. Danach werden wir uns durch mehrere Hundert Seiten SAP-Dokumentation und Dutzende Stunden Online-Kursen arbeiten. Zur Seite gestellt werden uns drei Tutoren bzw. ein Spezialist für SAP, der uns bei der Arbeit mit dem Testsystem unterstützen wird – offenbar werden weder Kosten noch Mühe gescheut. Und sollte diese Konzentration von Talenten noch nicht ausreichen, unseren Wissensdurst zu stillen, hat der Chef immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen.

Das Ambiente hätte nicht besser gewählt werden können. Nicht nur, dass die unmittelbare Nähe zur Deutschen Börse inmitten der Glastürme Eschborns mit Blick auf die Skyline der Finanzmetropole Frankfurt der Beschäftigung mit pekuniären Themen durchaus zuträglich ist, haben wir zudem die perfekte Balance aus der Nähe zum und räumlicher Trennung vom Kunden gefunden – nahe genug um regulären Besprechungen beizuwohnen und so die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen, sowie die Strukturen der Teams kennenzulernen, aber gleichzeitig weit genug entfernt, um in der Ausbildungsphase nicht sofort vom Tagesgeschäft vereinnahmt zu werden.

Auch ist offensichtlich, dass die Auswahl der Mitarbeitenden stark vom Kriterium der Sozialkompetenz geprägt war, denn anders ist nicht zu erklären, dass eine Gruppe so unterschiedlicher Individuen vom ersten Tag an so reibungslos zusammenarbeitet. Denn das Lernprogramm macht natürlich mehr Spaß, wenn man nicht nur den ganzen Tag über Büchern brütet oder Online-Kurse absolviert, sondern man sich zwischendurch auch in der Gruppe austauschen und gegenseitig helfen kann. Ganz besonders trifft dies auf die Arbeit mit dem SAP-Testsystem zu, wo der gemeinsame Zugriff die Problemlösung begünstigt. Ein weiterer Höhepunkt war auch das zweitägige Banken-Planspiel, in dem wir (freundschaftlich) gegeneinander antreten und unser erworbenes Wissen testen konnten. Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie ich nach solch gründlicher Ausbildung trotzdem nicht gewonnen habe – die anderen waren wohl einfach noch etwas besser…

Man gibt sich bei der Talentschmiede sichtlich einige Mühe, uns alle bei Laune zu halten – und da sind der wöchentlich prall gefüllte Obstkorb und die eigens für uns angeschaffte Kaffeemaschine nur das Tüpfelchen auf dem sprichwörtlichen ‚i‘. Ich fühle mich hier als Mensch geschätzt, gut aufgehoben und gut ausgebildet. Bedenkt man jetzt noch, dass ich im Grunde ein Trainee-Programm en miniature durchlaufe – allerdings bei vollem Gehaltsbezug eines Junior Beraters – denke ich, dass ich es mit der Talentschmiede nicht besser hätte treffen können.

Doch wie wird sich dieses Training auf meine Arbeit im Projekt auswirken? Kann man wirklich erwarten, dass ich in 3 Monaten alles relevante für meinen neuen Job lerne? Und wie werde ich die ersten Tag im Projekt überstehen?

Hier geht es zu Teil 2 des Erfahrungsberichts

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